Vor 2500 Jahren schrieb Aristoteles, die Handlung sei das wichtigste Element der Erzählung. Ein Team von Wissenschaftlern an der kanadischen McMaster University wollte wissen, ob das stimmt. Was sie herausfanden, dürfte nicht nur den Philosophen erstaunen.
„Folglich handeln die Personen (auf der Bühne) nicht, um die Charaktere nachzuahmen, sondern um der Handlungen willen beziehen sie Charaktere ein. Daher sind die Geschehnisse und der Mythos das Ziel der Tragödie; das Ziel aber ist das Wichtigste von allem. Ferner könnte ohne Handlung keine Tragödie zustandekommen, wohl aber ohne Charaktere“, so der griechische Philosoph in seiner Poetik.
Die Forscher um den Neurowissenschaftler Steven Brown kommen jedoch zu einem ganz anderen Ergebnis. Sie steckten ihre Probanden in ein MRT und schauten im Hirnscanner, wie sie auf Geschichten reagierten.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Menschen sich Geschichten in einer stark charakter-zentrierten und psychologischen Art annähern, fokussiert auf die mentalen Zustände des Protagonisten“, erläutert Brown.
Aristoteles irrte also. Für Autoren, Autorinnen und Storyteller heißt das, dass sie sich noch mehr auf die Figuren und ihre innere Entwicklung konzentrieren müssen.
Geschichten erzählen nicht, was passiert – Handlung. Sie erzählen, was das Geschehen mit den Figuren macht – „fokussiert auf die mentalen Zustände des Protagonisten“. Vor welche emotionalen Herausforderungen stellt der Plot die Figuren? Warum nehmen sie sie auf sich?
Und: Wie reagiert mein Publikum wohl emotional darauf?
Möchtest du mehr darüber wissen, was Neurowissenschaften und Psychologie über die Macht von Geschichten zu erzählen haben?
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