Besitzen Sie einen Rollkoffer? Eine praktische Erfindung, nicht wahr? Doch der erste Mensch, der ihn erfand, wurde ausgelacht. Innovationen brauchen nicht nur neue und außergewöhnliche Ideen. Sie brauchen auch eine gute Geschichte und jemanden, der sie glaubwürdig erzählen kann.
1932 glaubte John Allan May eine gute Idee zu haben. Warum sollten sich Leute weiter mit ihren Koffern herumschleppen, wenn sie sie genauso gut auf Rollen hinter sich herziehen könnten?
Doch seine Idee stieß nicht auf Gegenliebe. In einem Artikel, den er fast 20 Jahre später veröffentlichte, erinnerte sich May:
Mir war es sehr ernst damit, aber sie lachten, alle zusammen. Egal mit welcher Gruppe ich über die weitere Anwendung der Theorie des Rades redete, sie schien erstaunlich gut unterhalten zu werden.
Ich schätze, ich habe die Idee des Rollkoffers 125 Gruppen von Menschen und vielleicht 1500 Einzelpersonen geschildert. Meine Frau konnte es schon seit 1937 nicht mehr hören. Der einzige Mann, der mich je ernst genommen hat, war ein Erfinder, der eine Zeit lang nur ein paar Häuser entfernt wohnte. Das Problem war, niemand nahm ihn ernst.
„Come What May: A Wheel of an Idea“, Christian Science Monitor, Oct. 1951
Die Leute schleppten sich lieber noch ein paar Jahrzehnte mit ihren Koffern ab. 1972 unternahm Bernard Sadow, Vizepräsident eines Kofferherstellers, einen erneuten Versuch. Ebenfalls ohne Erfolg.
Seine Idee, den Koffer mit einer Leine auszustatten, entpuppte sich allerdings auch nur als mäßig praktikabel. Der Koffer neigte schlicht dazu umzukippen.
Erst in den 1990er Jahren wurde der Rollkoffer zum Verkaufsschlager.
Denn dieses Mal gab es eine gute Geschichte zu erzählen: Der amerikanische Pilot Robert Plath ärgerte sich über das schwere Gepäck, das er immer mit sich herumschleppen musste und entwickelte einen stabilen Rollkoffer (der nicht umkippte). Schon bald wurde der Rollaboard zum Standardaccessoire der Flugzeug-Crews, die ihn lässig durch die Flughäfen weltweit hinter sich herzogen – vorbei an schwitzenden, Koffer schleppenden Familienvätern.
Plath wurde in der Folge steinreich. Und mal ganz ehrlich: Wer nutzt seine Erfindung heute nicht?
Schließlich ist die Geschichte zu gut. Hinzu kommt: Piloten genießen hohes Ansehen und als beruflich Vielreisenden traut man ihnen zu sich mit Reisen und den damit verbundenen Transportproblemen auszukennen. Und natürlich geben die Crews auch ein gutes Bild ab.
Heute kennen natürlich die wenigsten diese Geschichte. Das Produkt ist erwachsen geworden und kommt nun ohne sie aus. Doch zwei gescheiterte Versuche, den Trolley zu einem Erfolg zu machen, zeigen:
Für ein neues Produkt braucht es eine gute Geschichte und jemanden, der sie glaubwürdig erzählt.
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