Eine der häufigsten Fragen, die ich als Schriftsteller auf Lesungen gefragt werde, lautet: Wie kommen Sie eigentlich auf Ihre Geschichten? Die richtige Antwort würde lauten: Die stapeln sich in meinem Kopf.
Aber du brauchst nicht einfach nur eine Geschichte. Du brauchst genau die Geschichte, die jetzt zu deinem Thema und deiner Kommunikationsabsicht passt. Drei Fragen helfen dir, sie zu finden. Wichtig ist, dass du vorher bereits dein Thema, deine Kommunikationsabsicht und deine Zielgruppe kennst.
Über wen erzähle ich?
Neurologische Studien beweisen, dass nichts das Publikum so sehr fesselt wie die Figur einer Geschichte. Ihr Schicksal interessiert uns mehr als die Action, die Musik oder die schönen Worte, die wir gefunden haben. Für deine Story brauchst du jemanden, über den du erzählen kannst – eine fiktive Figur oder eine reale Person.
Was ist das Besondere?
Das Ungewohnte, das Neue, das Überraschende wecken unser Interesse. Bei Vertrautem und Routinen schalten wir ab. Du solltest dich fragen, was für deine Zielgruppe das Besondere deiner Figur ist – oder der Situation, in der sie sich befindet. Was ist der Hook, der dein Publikum in die Story hineinzieht?
Worin liegt der emotionale Kern deiner Geschichte?
Eine Figur, die ein Problem löst, handelt. Aber nicht jede Handlung ist eine Geschichte. Damit aus diesem sogenannten Plot eine Story wird, muss er Gefühle wecken. Das ist das simple Geheimnis großartiger Storyteller: Sie wecken Gefühle. Zuerst in den Figuren, über die sie erzählen, dann in ihrem Publikum. Frag dich also, was deine Figur empfindet? Was treibt sie an? Was fürchtet sie? Warum ist ihr die Sache, über die du erzählst, so wichtig? Wie fühlt sie sich zu Beginn der Story, wie am Ende? Wo verzweifelt sie?
Frage dich als nächstes, was wohl deine Zielgruppe fühlt, wenn sie die Geschichte liest, sieht oder hört! Das muss nicht das Gleiche sein, was deine Figur fühlt.
Ein Beispiel, um diesen Unterschied zu verdeutlichen: Vielleicht glaubt deine Figur im Verlauf deiner Geschichte, der Lösung auf der Spur zu sein, sie ist voller Hoffnung und Optimismus, ja regelrecht euphorisch. Doch dein Publikum weiß bereits, dass die Figur auf dem Holzweg ist und es fürchtet die Konsequenzen.
Zur dritten Frage noch ein Tipp: Schriftsteller und Schriftstellerinnen werden in Workshops gerne mit dem Satz ‚Show, don’t tell‘ gequält. Nicht erzählen, sondern zeigen. Ich würde noch einen Schritt weitergehen: Erzähl nicht, dass deine Figur euphorisch ist, lass es dein Publikum spüren: Zeige ihre Euphorie!
Jetzt weißt du, wie du mit drei einfachen Fragen schneller gute und packende Geschichten finden kannst. Die folgenden Slides fassen dir das Wichtigste zusammen.
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