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Fuchslunge und Aalschmiere: So sexy sind mittelalterliche Handschriften

Sie freuen sich wie ein Schneekönig, dass 160 mittelalterliche Handschriften jetzt endlich digitalisiert werden?
Ach, nicht so?
Dann versuchen wir es einmal anders:

Klicken Sie auf das Bild, um auf die Homepage des Projekts zu wechseln!

Schon besser, nicht wahr? Die Universitätsbibliothek Cambridge nutzt Storytelling, um auf ein Projekt aufmerksam zu machen, das ansonsten kaum wahrgenommen würde. 160 mittelalterliche Handschriften aus den Beständen der Bibliothek sollen digitalisiert und Forschenden (sowie Öffentlichkeit) zugänglich gemacht werden.

Normalerweise nichts, was ein Publikum, das nicht vom Fach ist, vom Hocker reißt.

Aber die Autoren Stuart Roberts und Dr. James Freeman ziehen die Leserschaft auf der zugehörigen Homepage mit einer eindringlichen Warnung, Fragen und Kuriositäten in das Thema hinein. Sie wissen, wie Geschichten Neugier wecken und setzen dieses Stilmittel gekonnt ein.

Doch hinter dem Beitrag steckt mehr als nur solides Handwerkszeug aus dem Storytelling, nämlich eine Haltung, die für jeden, der Storytelling nutzen will, unabdingbar ist: der Blick für die emotionale Seite der Informationen, die aufbereitet werden, für die Spannungen, die darin verborgen liegen – für die Geschichten, die sie erzählen.

Freeman beschreibt es so:

“Behind each recipe, however distantly, there lies a human story: experiences of illness and of pain, but also the desire to live and to be healthy.“

Zu fragen, welcher Schmerz und welche Sehnsucht sich in den Daten, Fakten und Informationen, die Sie aufbereiten, verborgen liegt, mag nüchternen Charakteren überzogen erscheinen. Aber es enthüllt nicht nur die Dynamik, die Informationen verbergen (und hätten sie keine, wären sie nicht relevant). Es weckt die Anteilnahme und damit das Interesse der Angesprochenen.

Vermutlich erinnern Sie sich in fünf Jahren noch an „fox lungs“ und „eel grease“ und verknüpfen Sie mit diesem Projekt der Cambridge University Library, während sie 99% aller anderen Informationen, die Sie heute aufnehmen, vergessen werden.

Haben Sie auch ein kulturelles oder wissenschaftliches Projekt, das mehr Aufmerksamkeit verdient hat?

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