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Science Stories: Storytelling für wissenschaftliche Studien

Storytelling eignet sich hervorragend, um wissenschaftliche Studien der Öffentlichkeit zu vermitteln. Allerdings gibt es ein paar Fallstricke, in denen man sich verheddern kann. Wie man sie umgeht, zeigt dieser Beitrag.

Der allergrößte Vorteil des Storytelling in der Vermittlung wissenschaftlicher Studien: Eine Studie verläuft wie ein gebräuchliches Storymuster: die Quest (Suche). Schon die älteste uns überlieferte Geschichte, das 4500 Jahre alte Gilgamesch-Epos erzählt von der Suche des sumerischen Königs Gilgamesch nach dem Elixier des ewigen Lebens – mehr Wissenschaft ging zu dieser Zeit wohl kaum, oder?

Der Spannungsbogen der Story ergibt sich aus der Fragestellung der Studie. Je relevanter die für das anvisierte Publikum ist (im Storytelling bevorzuge ich diesen Begriff gegenüber im Marketing gebräuchlicheren Bezeichnungen wie ‚Zielgruppe‘), umso größer die Spannung.

In bestimmten Fällen lässt sich die Spannung im Storytelling erhöhen, indem ich auf zwei andere Storytools zurückgreife: Personalisierung und Emotionalisierung.
Indem ich zeige, wie wichtig den beteiligten Wissenschaftlern die Studie ist, was für sie daran hängt, kann Spannung auch bei Studien geweckt werden, die sonst geringeres öffentliches Interesse wecken würden.
Hierfür verwandle ich mich am besten in einen Dreijährigen und stelle eine einfache Frage: Warum? Warum ist diese Studie den Beteiligten wichtig? – oder übersetzt: Was treibt die Beteiligten an? Was erhoffen sie sich? Du merkst schon, auch der dritte Kniff des Storytelling spielt bei diesen Ansätzen eine Rolle: die Emotionalisierung des Geschehens. Denn hier geht es auch um die Hoffungen und Wünsche und damit um die Gefühle der Beteiligten. und seien wir ehrlich: Jede Studie beginnt mit Hoffnung.

Aber damit sind wir mittendrin in den Konflikten zwischen Storytelling und wissenschaftlichen Studien: Nicht alle Wissenschaftler zieht es in die Öffentlichkeit. Nicht alle möchte seine persönliche Geschichte mit ihr verknüpft sehen, schon gar nicht auf einer emotionalen Ebene. Ganz im Gegenteil! Und nicht wenige sind der Überzeugung, dass eine PR-Masche wie Storytelling in der Wissenschaft nichts verloren hat.

Was also tun? Auch die Wissenschaft steht schließlich im öffentlichen Fokus (mal mehr, mal weniger), wirbt um öffentliche oder private Gelder. Eine packende Geschichte ist dabei nicht das schlechteste Instrument, bietet das Studien-Design selbst doch oft genug Ansätze für eine gute Story.
Beschränke dich, wenn due Zweifel hast, ob Storytelling das richtige Werkzeug ist, auf den Quest-Plot. Denk daran: Menschen lieben Such- und Rätselgeschichten. Eine klare, Neugier weckende Frage zu Beginn und der steinige Weg zu ihrer Antwort am Ende genügen oft, um die Studie in Form einer Story für alle Beteiligten gewinnbringend zu vermitteln.

Am Ende des Wegs wartet aber ein weiteres, vielleicht sogar schwerwiegenderes Problem auf dein Storytelling für eine wissenschaftliche Studie. Du darfst nicht der Versuchung erliegen, auf ein bestimmtes Ende hinzuerzählen, wenn du die Studie in Echtzeit begleitest (oder deine Story im Vorfeld potenziellen Partner und Geldgebern erzählst). Forschung ist ergebnisoffen (oder sollte es zumindest sein). Die Vorwegnahme eines bestimmten Ergebnisses in deiner Erzählung und deiner Erzählstrategie diskreditiert nicht nur dich und dein Erzählen, sondern die Studie selbst.

Zusammengefasst: Wissenschaftliche Studien entsprechen in ihrem Verlauf oft dem seit Jahrtausenden erzählten Quest-Plot. Deshalb bietet Storytelling gute Möglichkeiten solche Studien in der Öffentlichkeit zu begleiten. Aber nicht jeder der an der Studie Beteiligten drängt mit seinen Gefühlen und seiner Arbeit in die Öffentlichkeit. Nutze dann vor allem die dramaturgischen Möglichkeiten – den Quest-Plot, verzichte auf Personalisierung und zu starke Emotionalisierung. Beachte vor allem, dass du ergebnisoffen denkst und erzählst, um die Studie nicht zu diskreditieren. Denke nicht wie ein Schriftsteller, der das Ende seiner Geschichte bereits kennt, sondern eher wie ein Game Designer, der unterschiedliche Optionen offen hält.

Du hast Anregungen oder Fragen zum Storytelling in der Wissenschaft?

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