„Ein Prozent der in Deutschland angebotenen Buchtitel machen fünfzig Prozent des Umsatzes aus. Und der überragende Großteil, fast neunzig Prozent der derzeit erhältlichen Bücher, schaffen keine hundert Stück zu verkaufen.“
Mit diesem Zitat sorgt der Verleger und Buchautor Elmar Weixlbaumer aktuell für einige Diskussionen. Nicht wenige zweifeln seine Aussage an. Gerade Autorinnen und Autoren stellen Weixlbaumers Zahlen in Frage. Denn de facto würde das wohl bedeuten, dass Bücher zu schreiben und ein Publikum für sie zu finden, fast unmöglich ist.
Der Matthäus-Effekt
Denn erschwerend kommt hinzu: Eines der entscheidenden Kriterien für den Bucherfolg ist der Matthäus-Effekt. So genannt, weil er auf einem berühmten Satz aus dem gleichnamigen Evangelium stammt:
„Denn wer da hat, dem wird gegeben werden.“ (Mt 25:29).
Weixlbaumer erklärt: „Wir haben Studien dazu gemacht, inwieweit Bücher von Autoren, die bereits erfolgreich sind, wieder erfolgreich werden. Und da hat sich herausgestellt, dass das zu neunzig Prozent den Erfolg eines Buches definiert.“
Genaue Zahlen zu gewinnen, ist allerdings gar nicht so einfach. Das Börsenblatt, Fachmagazin des deutschen Buchhandels sieht sich erst einmal nicht in der Lage, Wexilbaumers Thesen zu prüfen.
„Es ist gar nicht so trivial, aussagekräftig Zahlen auszuwählen und gut zu interpretieren“, heißt es aus der Redaktion.
Die Sprache der Zahlen
Doch ein Blick in die Zahlen des vergangenen Jahres liefert ein paar Anhaltspunkte. 273 Millionen Bücher gingen 2021 in Deutschland über die Ladentheke. Laut Spiegel und Media Control verteilten sich die auf gut 1 Million Titel. Im Schnitt wurde jedes dieser Bücher also rund 270mal verkauft.
Hält man sich vor Augen, dass in Deutschland insgesamt 2,5 Millionen Bücher lieferbar sind, bedeutet dass, dass 1,5 Millionen Bücher überhaupt nicht gekauft wurden. Das sind bereits schlappe 60% aller in Deutschland verfügbaren Titel.
Zieht man weiter in Betracht, dass der bestverkaufte Titel, Deliah Owens „Der Gesang der Flusskrebse“, allein 700.000 Exemplare mal erworben wurde, ahnt man, dass Wexilbaumer vielleicht doch nicht so Unrecht hat.
Und Fakt ist: Mit 110 verkauften Exemplaren eines Buches ist man bereits überdurchschnittlich erfolgreich. Mit 150 hat man dann fast schon einen Bestseller geschrieben.
Dass das keine guten Nachrichten für Menschen sind, die vom Bücherschreiben leben wollen, versteht sich von selbst. Und damit sind es auch keine guten Nachrichten für Menschen, die gerne Bücher lesen.
(Titelbild: Toshiharo Watanabe)